„Die Mietpreise kommen unter Druck“

Wie können Mieter von den günstigen Mietzinsen profitieren? Wie erhöht man die Chancen auf eine Mietwohnung? Worauf sollten Vermieter bei der Auswahl von Mietern achten? Diese und weitere Fragen zum Thema Mietwohnungen beantwortet ImmoScout24-Director Martin Waeber im Cash-Talk. 

Martin Waeber im Gespräch mit Ivo Ruch, Redaktor von cash.ch

Während die Preise für Wohneigentum weiter steigen, werden Mietwohnungen immer günstiger angeboten. Im Monat April sind die Angebotsmieten gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent gesunken. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des Swiss Real Estate Offer Index. Gemäss Martin Waeber ist diese Entwicklung auf ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage zurückzuführen: „Seit die Zinsen so tief sind und normale Geldanlagen keinen Ertrag mehr abwerfen, drängen private und institutionelle Investoren in den Immobilienmarkt.“ Sie wollten etwa mit Mehrfamilienhäusern Geld verdienen, weshalb in den letzten Jahren immer mehr davon gebaut wurden. „Auf der anderen Seite sinkt die Nachfrage aufgrund des rückläufigen Bevölkerungswachstums, vor allem getrieben durch die abnehmende Zuwanderung", so Waeber weiter. Dieses Überangebot führe dazu, dass die Mietpreise sinken. Weiter unter Druck geraten könnten diese auch aufgrund einer Senkung des Referenzzinssatzes. Am 1. Juni 2017 verkündet das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), ob dieser um weitere 0,25 Prozent auf 1,5 Prozent gesenkt wird. Ist das der Fall, können Mieter Anspruch auf eine Mietzinssenkung erheben und einen tieferen Nettomietzins erwirken.

Den Vermieter überzeugen

Trotz hoher Leerstandsquote ist die Konkurrenz bei der Wohnungssuche vor allem in urbanen Zentren weiterhin gross. Deshalb ist es wichtig, dass sich Mieter von ihren Mitbewerbern abheben. „Mit einem persönlichen Bewerbungsschreiben erhöhen Mieter generell ihre Chancen“, sagt Martin Waeber. „Und, es ist wichtig, dass man bei einer Massenbesichtigung das Gespräch mit dem Vermieter sucht und einen positiven Eindruck hinterlässt.“ Wer den Zuschlag erhält und ausserterminlich aus seiner alten Wohnung ausziehen möchte, haftet bis zum nächsten Kündigungstermin für die Mietzinse und ist erst aus dem Mietverhältnis entlassen, wenn er oder sie dem Vermieter mindestens einen zumutbaren und zahlungsfähigen Nachmieter vorschlagen kann.

Das Bauchgefühl ist mitentscheidend

Ob der empfohlene Nachmieter schlussendlich den Zuschlag für die Wohnung erhält, ist dem Vermieter überlassen. Grundsätzlich sollte die Auswahl eines Mieters aber anhand drei wichtiger Faktoren erfolgen: Erstens sollte die Bonität und Zahlungsfähigkeit des potenziellen Mieters gewährleistet sein. Zweitens spielt der Mieter-Mix einer Liegenschaft eine wichtige Rolle und drittens entscheiden immer auch das Bauchgefühl und die Menschenkenntnis des Vermieters mit.

 

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