Steigende Leerstände bei Mietwohnungen – lohnt es sich noch in Immobilien zu investieren?

Warum stehen in der Schweiz immer mehr Wohnungen leer? Wie viel Rendite liegt noch drin? Was können Eigentümer tun, um ihre Immobilie erfolgreich zu vermieten? Die Antworten auf diese und weitere Fragen zum Thema Leerstände gibt’s im Cash-Talk.

ImmoScout24-Director Martin Waeber im Interview mit Pascal Züger, Redaktor von cash.ch.

Wie aus der Leerwohnungszählung des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervorgeht, standen am 1. Juni 2017 in der Schweiz 64‘893 Wohnungen leer. Das sind 1,47 Prozent des Gesamtwohnungsbestands einschliesslich der Einfamilienhäuser und rund 15 Prozent, sprich 8‘375 Wohnungen, mehr als noch im Vorjahr. Gemäss Martin Waeber, Director von ImmoScout24, ist dieser Anstieg auf das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage zurückzuführen. Seit einigen Jahren werden aufgrund der Negativzinsen und des damit verbundenen Anlagenotstands enorm viele Mietwohnungen gebaut. Gleichzeitig gehen die Zuwanderung und das Bevölkerungswachstum zurück. Während in den Jahren 2000 bis 2010 jährlich noch 30‘000-40‘000 Wohneinheiten (Miete und Kauf) erstellt wurden, waren es in den vergangenen Jahren rund 50‘000 Einheiten.

Wie viel Rendite liegt noch drin?

Stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt in Liegenschaften zu investieren. „Wüst Partner hat für 2017 eine Gesamtrendite von 6,4 Prozent berechnet, IAZI AG eine solche von 5,8 Prozent“, sagt Martin Waeber. Trotz steigenden Leerständen würden Immobilien also immer noch eine positive und deutlich höhere Rendite abwerfen als Alternativanlagen.

Wer neu bauen möchte, sollte sich allerdings gut überlegen, was und wo er dies tun möchte. Besonders gefragt sind kleinere Mietwohnungen, ist doch der Einpersonenhaushalt die verbreitetste Wohnform in der Schweiz. Zudem bleibt Wohnraum vor allem in den grossen Zentren knapp, während ausserhalb der Kernstädte zunehmend ein Überangebot herrscht. Die Menschen möchten möglichst zentrumsnah leben, nicht zu lange zu ihrem Arbeitsort pendeln. Dies widerspiegelt sich sowohl in den aktuellen Zahlen des Agglomerations-Barometers wie auch in den Suchanfragen auf immoscout24.ch: „Die Leute suchen attraktive Objekte, aber genauso wichtig sind ihnen auch die Umgebungskriterien und Pendelzeiten etwa zu Arbeit, Einkaufsmöglichkeiten oder Kinderbetreuung“, erklärt Martin Waeber.

Das können Vermieter tun

Für Eigentümer wird die Situation also immer anspruchsvoller. Um Wohnungen vermieten zu können, müssen sie heute mehr Aufwand betreiben. Es ist wichtig, dass das Objekt gut unterhalten ist oder sogar durch Investitionen attraktiver gestaltet wird. Aber nicht nur Preis und Leistung müssen stimmen, die Vermieter sind gezwungen, sich von der breiten Masse abzuheben. Waeber empfiehlt: „Schöne Fotos, Grundrisspläne und virtuelle Touren, die Inserenten bei uns auf ImmoScout24 erstellen und dem Inserat hinzufügen können, machen Objekte attraktiv und verbessern das Sucherlebnis für potenzielle Mieter.“ Es gilt, kreative und auch mal unkonventionelle Marketingmassnahmen einzusetzen. So könnte es sich beispielsweise lohnen, eine Wohnung während der ersten drei Monate gratis zu vermieten oder Mietverträge ohne Zahlung eines Mietzinsdepots abzuschliessen.

Diskutieren Sie mit