Wohnen im Schiffscontainer

01.03.2023

Nicolaj Ammann lebt in einer Schiffscontainer-Wohnung. Die Wohnung aus Frachtcontainern ist 65 Quadratmeter gross. Wohnraum geschickt nutzen, heisst hier die Devise.

Wohnen im Schiffscontainer

Wil im Fürstenland, gleich neben den Gleisen beim Bahnhof – im Zehnminutentakt ziehen Intercity, Eurocity und S-Bahn vorbei. Auf dem Dach des Gewerbebaus Kraftwerk an der Glärnischstrasse 1 stehen zwei Schiffscontainer aus dem Bremerhaven ineinander verschachtelt und fest verschweisst.

Die Container erinnern an Baustellen, wo sie als Unterstand und Pausenraum von Handwerkern benutzt werden. Oder an Superfrachter auf hoher See, welche Güter in ebensolchen Behältern kompakt und widerstandsfähig über grosse Gewässer hin und her transportieren. Wie ein Schiff auf dem Meer bewegt sich auch der freischwebende Container im Wind auf und ab.

Wohnen im Schiffscontainer

Hier wohnt Nicolaj Ammann – auf 65 Quadratmetern. Mehr Fläche war auf dem Kraftwerk-Gelände kurz nach der Eröffnung 2010, als sich Platzprobleme ergaben, nicht zugelassen. Aufgrund der geringen Ausnutzungsreserven und Möglichkeiten für eine bauliche Veränderung entschied man sich für die beiden Container. Um zur Containerwohnung auf dem Dach zu gelangen, führt der Weg durch das untere Haus bis zum obersten Geschoss, wo eine Brücke zum Wohnbereich führt.

Aber kann man sich in diesen rechteckigen Würfeln von je 13,7 mal 2,4 Metern Fläche und 2,4 Metern Höhe überhaupt zu Hause fühlen?

Wohnen im Schiffscontainer

Ammann sieht das pragmatisch. Gut isoliert, gelüftet und geheizt ist seine „Mietwohnung". Reduziert auf das Nötigste und doch ausgerüstet mit allem, was es nach heutigem Standard zum Leben braucht. Der Wohnraum ist funktional und ohne Türen, damit eine wohnliche Atmosphäre entsteht. Die vielen vierschaligen Bullaugen durchfluten den Raum mit Licht. Es gibt ein Schlafzimmer, ein Bad, ein Wohn- und Esszimmer sowie ein Arbeitszimmer. Ein kleiner Balkon sowie eine grosszügige Terrasse, welche in der warmen Jahreszeit gut für Grill- und Sommerabende genutzt werden kann, runden das Wohnerlebnis der besonderen Art ab.

Wohnen im Schiffscontainer
Wohnen im Schiffscontainer

Nach anfänglicher Angewöhnung ist das „sich zu Hause fühlen“ bei Nicolaj Ammann eingetreten. Der schwebende Container fasziniert, im Innenraum fühlt man sich sofort wohl und aufgehoben. Eine raffinierte und spannende Art und Weise, Wohnraum geschickt zu nutzen und vorhandene Elemente gekonnt einzusetzen. Oft wird Amman auf seine Art, zu wohnen, angesprochen, denn das Containerhaus ist vom Zug aus gut sichtbar und in der Ostschweiz eine Seltenheit.

Die Idee mit den Containern, die ursprünglich als Büroräume gedacht waren, kam vom Architekturbüro Arson AG. Beinahe CO2-neutral wurde das Containerhaus umgesetzt. Die Herausforderung lag in der Wohnaufteilung und der Isolation. Damit es im Sommer nicht zu heiss wird, löste der Architekt das Problem mit Isolationsmaterial aus der Raumfahrt.

Und so entstand auf einem Dach gleich neben dem Bahnhof ein schöner und gemütlicher Wohnraum in zwei Containern, die früher Pakete und Handelsware in alle Welt transportierten.

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